Ich muss leben ... ohne dich
Der Tod kam wieder durch das Telefon.
Die Nachricht lies meine Welt zerbrechen.
Sie hämmerte mich unerbittlich und grausam.
Ich konnte nur noch schreien, wollte nur noch sterben.
Warum mein Kind?
Warum nicht ich?
Das Leben ist so ungerecht.
Was habe ich getan, dass Gott mich so bestraft.
Ich schreie Gott an und bitte um Erbarmen.
Erbarmen, Seelenheil und Todessehnsucht.
Doch er erhört meine Bitte, mein Flehen, nicht.
Ich will doch einfach nur sterben.
Ich habe genug vom Leben.
Bin müde vom Leben.
Doch halt.
Ich werde gefragt, ob ich mit in die Klinik komme.
Was soll ich da?
Ich möchte einfach nur sterben.
In der Klinik angekommen Fragen über Fragen.
Doch eine Frage bringt mich zu mir.
„Da sind noch Menschen die sie lieben und brauchen.“
Stimmt.
Nein,
Mein Mann und mein Sohn haben es nicht verdient zu gehen.
Ich muss leben, weil ich sie liebe, weil ich ihnen nicht weh tun möchte.
Und doch bin ich müde, todmüde vom Leben.
Meine Stimmung?
Was für eine Frage?
Meine Stimmung ist tödlich.
Ich verspreche am Leben zu bleiben. Irgendwie.
Nur hier, in der Klinik, kann ich es lernen.
Aufs Neue lernen.
Hier finde ich alle Hilfe.
Ich werde es versuchen.
Doch niemals wird mein Leben wieder sein, wie es war.
Langsam komme ich zurück.
Auch wenn mich die Todessehnsucht fast erdrückt.
Ich sehe noch kein Licht.
Möchte nicht den wunderbaren, Licht-durchflutenden Wald sehen, nicht die Vögel singen hören, nicht die Fröhlichkeit der Menschen sehen.
Meine Welt ist grau und Nebel-verhangen.
Das grelle Licht des herrlichen Sonnentages erdrückt mich.
Trigger werfen mich hin und her.
Das Einschlafen ist ohne Skills unmöglich.
Mein Kopf fährt Achterbahn. Hin und her gerissen von Todessehnsucht, Schuldgefühlen und Warum-Grübeleien.
Warum?
Warum ist die Banane krumm?
Es gibt keine Antwort.
Das Schicksal hat mir mein Kind genommen.
Mein zweites Kind.
Lebenslustig, Lebensfreudig.
Tod. Einfach so.
Warum?
Klinik Weißer Hirsch 04.06.2021
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